Unserer Meinung nach ist auf den Seiten 72 und 73 (der französischen Ausgabe) von ‘Wütende und Situationisten in der Bewegung der Besetzungen’ ein Fehler enthalten, was Tatsachen betrifft: dort wird geschrieben, die Räume des ‘Censier’-Nebengebäudes der Pariser philosophischen Fakultät seien dem Lehrkörper und den Studenten von Pompidou, als er aus Afghanistan zurückkam, freigegeben worden, damit sie über ihre Probleme diskutieren könnten. Obwohl das letzten Endes richtig ist, führen bestimmte Dokumente und Zeugnisse zu dem Schluss, dass das Censier-Gebäude, wenn auch nicht wirklich besetzt, so doch am Samstag, dem 11.Mai gegen Ende des Nachmittags für eine Versammlung gebraucht worden war, d.h. also mehrere Stunden, bevor Pompidou zurückkam und seine Auffassungen - unter anderem auch über diesen Punkt - darlegte. Es bleibt aber wahr, dass “die fleißige und gemäßigte Stimmung” dieses Ortes “mehrere Tage lang” durch die Leute geprägt wurde, die eine so schnell legalisierte Initiative ergriffen hatten, wie auch durch ihre reformistischen Pläne für das Studentenmilieu.
Dagegen wird uns die einzige Unrichtigkeit unserer damaligen Veröffentlichungen, auf die bisher in einem Werk über die Mai-Bewegung hingewiesen wurde, zu Unrecht zugeschrieben. In ihrem ‘Tagebuch der Studenten-Kommune’ erwähnen Schnapp und Vidal-Naquet auf S.457 in einer Fußnote das CMDO-Flugblatt über Flins, in dem gesagt wird, dass auf dem Bahnhof Saint-Lazare “die Gewerkschaftsführer(…) die Demonstranten nach Renault-Billancourt umleiteten, indem sie ihnen versprachen, sie würden mit Lastwagen nach Flins fahren”, und sie fügen noch folgenden Kommentar hinzu: “Falsch: die Führer der Eisenbahnergewerkschaften begnügten sich damit, es abzulehnen, für die Studenten einen Sonderzug nach Flins bereitzustellen…” Von den CGT-Führern sprach das CMDO-Flugblatt aber nicht (außerhalb der Versammlungen sagten sie einigen Leuten, die Polizei habe den Strom für die Bahn unterbrochen, und anderen, gauchistische Provokateure hätten durch Sabotage die Abfahrt eines Zuges verhindert). Die ‘Gewerkschaftsführer’, die mit ihren wahnwitzigen Lügen die Demonstranten am Saint-Lazare-Bahnhof auseinandergebracht haben, waren die der UNEF und der SNE-SUP. Der gewöhnliche Gauchismus, an dessen illusorischem Wortschatz Schnapp und Vidal-Naquet teilhaben, nannte im Mai diejenigen ‘Gewerkschaftsführer’, die wie die CGT die Bewegung offen bekämpften. Aber Leute wie Geismar und Sauvageot, die diese Bewegung von innen hemmten, waren ordentliche Gewerkschaftsführer, wie komisch die Gewerkschaften auch immer sein mochten, in deren Namen sie selbst dauernd quasselten.
In Viénets Buch soll weiter auf eine gewisse Unterschätzung der von den revolutionären Arbeitern in Lyon geführten Aktion hingewiesen werden. Es handelt sich dabei einerseits um ihre damals schon halb gelungenen, aber zu dieser Zeit von der gesamten etablierten Information unterschlagenen Versuche, in der Industrie Streiks schon vor dem 14.Mai vom Zaune zu brechen, und andererseits um ihre beispielhafte Beteiligung an den späteren Kämpfen in Lyon (zu der Zeit, als das Buch geschrieben wurde, hatten wir momentan jeden Kontakt mit diesen Genossen verloren).
Schließlich hätte man auf S.19 bis 21 bei den früheren Unruhen von Studenten verschiedener Länder den Kongo erwähnen müssen, mit dem bemerkenswerten Fall der Besetzung der Universität Lovanium in Kinshasa (früher Léopoldville) 1967, also noch vor Turin und allem, was in Europa noch kommen sollte. Dort wurden die revolutionären Studenten in dem von ihnen besetzten Campus von der Armee umzingelt, so dass sie nicht in die Stadt gehen konnten, wo die Arbeiter auf sie warteten, um sich aufzulehnen. Das Mobutu-Regime sperrte die Universität aus und verlangte, dass sich jeder Student erneut persönlich immatrikuliere, wobei er sich verpflichten musste, künftig den Universitätsbräuchen zu folgen (eine Technik, die seither vom französischen Erziehungsminister wieder aufgenommen wurde). Aber die Regierung wurde durch die Studentensolidarität gezwungen, auf diese Maßnahme zu verzichten. Wie bekannt, lehnte sich später - am 4.Juni 1969 - die Universität Lovanium (in der bestimmte situationistische Einflüsse erkennbar sind) wieder auf - und zwar nicht, wie die Regierung behauptet hat, um eine 30 prozentige Erhöhung der Stipendien zu erkämpfen, sondern um das Regime zu stürzen. Diesmal schoss die Armee - es gab zig Tote und Hunderte von Studenten wurden verhaftet.