André Bretons Tod und eine Einladung nach Havanna haben genügt, um aus den Ex-Surrealisten von ‘L’ Archibras’ Verteidiger der Bürokratie in ihrer castristischen Form zu machen. Jean Schuster, der edle politische Kopf dieser Gruppe, hat im Januar 1968 zusammen mit den Ex-Stalinisten Borde, Chatelet, Marguerite Duras, Mascolo und einigen anderen Einfaltspinseln eine Erklärung unterzeichnet, in der behauptet wird, dass “die kommunistische Forderung dank Kuba und der Bewegung der kubanischen Revolution wieder ein lebendiges Zentrum und ihre künftige Macht gefunden hat.” Die oben genannten Leute - mit Ausnahme von Borde und Chatelet - waren also traurig überrascht, als sie acht Monate später ihr ehrfurchtsvolles Bedauern ausdrücken mussten, da der ‘Genosse Castro’ das ’sozialistische’ Eingreifen der russischen Armee in die Tschechoslowakei in seiner zynischen Rede vom 23.August gebilligt hatte. Eine Intervention, deren strategische Notwendigkeit übrigens unbezweifelt war, da es sich darum handelte, dort eine drohende proletarische Revolution zu bekämpfen.
Als in Frankreich die Unruhen begannen, die zur Bewegung der Besetzungen führen sollten, war der einzige wahrnehmbare Beitrag des Castro-Surrealismus die Verbreitung eines kleinen Flugblatts, in dem am 5.Mai erklärt wurde, “die surrealistische Bewegung stünde den Studenten (diese bemerkenswerte Albernheit wurde von uns hervorgehoben) zur Verfügung”.
Lange Zeit nach der Fete veröffentlichte im Juni 1969 doch ein gewisses, von demselben Schuster zusammen mit den Literaten Duras, Mascolo usw. geführtes ‘Schriftsteller- und Studentenkomitee’ in der italienischen Zeitschrift ‘Quindici’ einen Text, in dem sie sich nicht scheuten, den Situationisten vorzuwerfen, in die Revolution eingetreten zu sein, “wie man sich der Literatur hingibt”! Mit einer Dreistigkeit, die ihrer vergangenen bzw. aktuellen Herren recht würdig ist, urteilen die Autoren, dass die Tätigkeit der S.I. im Mai darauf beschränkt war, Parolen auf Mauern zu schreiben - und noch dazu diejenigen unter all diesen, die “gewissen feinfühligen Bourgeois” gefallen konnten. Schon dieses Vorauswissen erscheint jemandem phantastisch, der die damaligen Pariser Mauern gesehen hat, auf die so viele Unbekannte alles geschrieben, nach- und umgeschrieben haben, was sie wollten bzw. was ihnen von dem schon Geschriebenen gefiel, das sie lesen konnten. Aber unsere ‘Schriftsteller-Studenten’ treiben ihren Betrug sogar weiter, indem sie auf Viénets Buch als ‘den Beweis’ für ihre Behauptung hinweisen. Sie wissen jedoch genau, dass dieses Buch ausdrücklich nur fünf oder sechs Wandparolen den Situationisten und Wütenden zurechnet, die alle in bestimmten Augenblicken und an bestimmten Stellen geschrieben wurden, wo sie eine bestimmte praktische Wirkung haben konnten. Sie wissen weiter, dass Viénet, wenn er über unser gesamtes Verhalten in dieser Periode berichtet, zahlreiche Tatsachen und Dokumente zitiert, die eine offensichtlich größere subversive Bedeutung haben. Aber Schuster und die anderen Abfallprodukte waren ganz einfach dazu entschlossen, folgendes Dogma zu formulieren: “Das, was kein Bourgeois an den Mai-Parolen schätzen konnte… war nicht situationistisch.”
Unseren Lesern soll es überlassen bleiben, den Wert dieser Leute abzuschätzen - und das auch in ihrem Schreiben, ihrem einzigen kleinen Lebensersatz. Vor allem, wenn man bemerkt, dass ein Artikel vom 18.Juni in ‘Archibras’ bewundernd auf eine der ersten radikalen Interventionen der Sorbonne-Vollversammlung aufmerksam gemacht hatte: “Einer wagte es, das Wort zu ergreifen, …um eine Amnestie auch für die sogenannten ‘Plünderer’ zu verlangen… dieser Vorschlag wurde mit empörten Hohnrufen quittiert. Es war noch der Anfang…” Nun handelt es sich hier um René Riesels Intervention bei der Wahl des ersten Besetzungskomitees, die gleichfalls von Viénet erwähnt wird. Derartige Lügner wie Schuster und seine Freunde werden nur unter den Regimes nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, in denen sie mit einer Polizei zusammenarbeiten können, die jede Erinnerung an die Wirklichkeit verhindert - wie z.B. in Kuba.