Aus all dem, was ich bisher zu hören bekommen habe, gewinne ich den Eindruck, dass in der S.I. ein gewisser Pessimismus vorhanden ist, der in der Erklärung der deutschen Sektion sehr stark zum Ausdruck kam. Unsere Erfahrung in den skandinavischen Ländern zeigt jedoch, dass kleine Gruppen mit explosiver Kraft und wirklicher Theorie der Aktion viel mehr erreichen können, als man in England, Deutschland oder Frankreich meint. Ich habe mehrere Jahre lang mit den Arbeiterorganisationen auf dem Gebiet der Kultur zusammengearbeitet. In den skandinavischen Ländern ist ein bemerkenswerter wirtschaftlicher Wohlstand für die Arbeiterklasse geschaffen worden. Selbstverständlich weiß man aber nicht, zu welchem kulturellen Zweck dieser wirtschaftliche Wohlstand nützen könnte, da die Frage nach dem Sinn des Lebens dadurch gestellt würde. Dann wird, bis es vielleicht einmal besser wird, den Arbeitern die vom Kapitalismus vorgefertigte Kultur aufgetischt, da sie eigentlich die einzig vorhandene ist. Dabei weiß man ja, dass es sich nur um Produkte des kulturellen Kapitalismus handelt, aber in den modernen Demokratien ist der linke Flügel recht stark daran interessiert, die Verteilung dieses Produkts zu organisieren. Während er natürlich bei einer echten Schöpfung nichts zu gewinnen hat.
Mit der S.I. wäre es möglich, beschränkte, aber mit einer großen Durchsetzungskraft versehene Gruppen zu bilden, die Möglichkeiten von Schöpfungen hervorkommen lassen könnten - so wie die Kommunisten Stoßtrupps organisiert haben, nur um Möglichkeiten eines Kulturkonsums zu entwickeln.
Ich selbst gehörte drei Jahre lang der Führung der Metallarbeitergewerkschaft an. Vor zwei Jahren habe ich an einem großen Kongress aller skandinavischen gewerkschaftlichen Organisationen teilgenommen. Jemand gab bekannt, dass die Streikkassen seit zehn Jahren nicht gebraucht worden waren, da es ständige Vollbeschäftigung und keinen Streik gab. Schweden hatte sogar 60.000 Gastarbeiter ins Land holen müssen. In diesen Streikkassen lagen also 30 Mio. DM, mit denen keiner etwas anzufangen wusste. Das war das Hauptproblem dieser Versammlung.
Die S.I. stellt die erste Organisation dar, in der die Gruppen, von denen ich hier spreche, für die Subversion dieser ganzen Umstände zusammenarbeiten könnten. Man muss das gute, alte System der Unterwanderung gebrauchen: ein besseres Mittel gibt es nicht. Ich schlage vor, geheime Mitglieder, die auch dazu bereit sind, in verschiedenen Organisationen illegal zu arbeiten - in den Kulturministerien, der UNESCO, den Regierungen, Gewerkschaften, Zeitungen, im Rundfunk und im Fernsehen und überall dort, wo es nötig wird, einzusetzen.
Durch die Heimlichkeit können diese Agenten schnell eine viel größere Handlungsfreiheit genießen, als wenn sie als offizielle S.I.-Mitglieder bekannt wären. Diese Methoden, die u.a. gewisse Erfahrungen des Anarchosyndikalismus aufnehmen, werden sehr wirksam sein.