In ‘France-Soir’ vom 4.August hat Marcel Guiglaris berichtet, wie die amerikanische Armee die gewaltige Konstruktion eines Geländes und einer Reihe von Ereignissen mit riesigem Aufwand durchgeführt hat, um die Anwendung ihres Einsatzes in Vietnam zu experimentieren. “Sollte für die Veränderung des amerikanischen Strategiekonzepts im Vietnamkrieg ein Datum genannt werden, dann wäre es das der ‘Silver Land’-Operation. Ab hier improvisieren die Amerikaner nicht mehr. Mit der größten Genauigkeit, die sie erreichen können, üben sie an der Westküste der USA jede Operation im voraus, die sie dann in Vietnam durchführen wollen. Im Frühjahr dieses Jahres (1965) haben die Amerikaner auf einer den ganzen westlichen Teil des Landes umfassenden Zone (von Seattle bis zur mexikanischen Grenze der Küste entlang - mehr als 2.000 Kilometer - bis nach Las Vegas im Inneren - also mehr als 1.000 Kilometer Tiefe) verschiedene Länder nachgezeichnet. ‘Lancelot’ (Südvietnam) erstreckte sich über Südkalifornien und war “ein Land, in dem Partisanen die Regierungskräfte so sehr störten, dass Lancelot im Dezember die UNO zu Hilfe rufen und um die militärische Unterstützung der USA bitten musste.” ‘Merlin’ (Nord-Vietnam) ist ein nördlich von ‘Lancelot’ gelegenes und von einer diktatorischen Macht beherrschtes Land, das ‘Lancelots’ Partisanen beeinflusst, bewaffnet, versorgt und unterstützt. ‘Modred’ (China), ein großes, sich jenseits von ‘Merlin’ erstreckendes Land besitzt Atomwaffen, gehört zum selben politischen Lager wie ‘Merlin’ und hält dieses Land sogar in seinem Einflussbereich. ‘Neutrala 1′ und ‘Neutrala 2′ (Laos und Kambodscha) schließlich grenzen an ‘Merlin’ und ‘Lancelot’. Man braucht kein Fachmann zu sein, um die Ähnlichkeiten zu bemerken: für den Fall, dass sie einem doch entgehen, wurden sechs vietnamesische Dörfer mit dazugehörigem Geruch, Hühnern und schwarzen Schweinen nachgebaut. Da die Eingeborenen fehlten und damit es doch Sprachschwierigkeiten gibt, hatte man dort Leute einquartieren lassen, die nur spanisch sprachen - vermutlich Mexikaner. Für die ‘Silver Land’ Operation waren nicht nur 80 Schiffe von Flugzeugträgern bis zu nuklearen U-Booten, sondern auch zehntausende von Menschen eingesetzt worden. Die Spielanweisungen waren nach Herzenswunsch kompliziert. Sie wurden übrigens im Laufe der Übung so oft und in so kurzer Benachrichtigungszeit modifiziert, dass manche Einheitsführer nicht mehr zu schlafen wagten”.
Durch seinen materiellen Umfang und seine Wertlosigkeit, durch seine Art, das Spiel zu entfremden und die praktische Schändlichkeit seiner Ziele kann dieses amerikanische ‘Kriegsspiel’ (+) als das umgekehrte Beispiel des Begriffs einer ‘konstruierten Situation’ betrachtet werden, den wir gebildet haben, um die Befreiungsmöglichkeiten dieser Epoche zu behandeln.